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DFG-Projekt "Siedlung und Grubenanlage Herxheim b. Landau"

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Die Grubenanlage von Herxheim

Erdwerke sind im Zusammenhang mit bandkeramischen Siedlungen mittlerweile keine Seltenheit mehr und gehören zu den umstrittensten frühneolithischen Bauwerken. Die Untersuchungen von Katja Schmidt zu diesen Anlagen haben detailliert gezeigt, dass es offenbar hinsichtlich der Bauweise und der Funktion unterschiedliche Typen von Erdwerken gibt. Neben der Größe, der Form und der Anzahl der Bauelemente gibt es auch Unterschiede in der Nutzung der Innenfläche. Manche Erdwerke umschließen eine bandkeramische Siedlung mit den typischen Langhäusern, in anderen lassen sich keinerlei Spuren einer Nutzung mehr nachweisen. Entsprechend zahlreich zu der architektonischen Vielfalt sind die Vorschläge zur funktionalen Interpretation der Erdwerke. Sie reichen von Verteidigungsanlagen, Fluchtburgen, geschützten Weideflächen für das Vieh (Viehkral), Handelsplätzen, Kultplätzen bis zu Zentralplätzen, die alle oder einige dieser Aspekte vereinigen sollen.

Das Erdwerk von Herxheim gehört zu den Grubenanlagen vom Typ Rosheim (Abb. 1).

Modell Rosheim
Abb. 1: Modell von der Entstehung einer Grubenanlage
nach Christian Jeunesse

 

An dem eponymen Fundplatz im Nordelsass wurde von Christian Jeunesse in den 1990er Jahren eine entsprechende Anlage untersucht und der Typ der Grubenanlage definiert. Dabei handelt es sich um entlang einer vorher festgelegten und vielleicht durch einen kleinen Graben, eine lockere Pfahlreihe oder eine Hecke markierten Trasse immer wieder ausgehobene langschmale Gruben (Langgruben). Im Laufe der Zeit wurden diese Gruben wieder ganz oder teilweise verfüllt und neue Langgruben ausgehoben. Dabei kam es dann zu Überschneidungen von alten, schon wieder halb verfüllten Gruben und neu angelegten Langgruben. In der Summe ergibt sich dann das Bild einer durchgehenden, unterschiedlich stark verfüllten Grubenkette. In Rosheim war diese Grubenkette aber nie wirklich durchgehend ausgeführt worden, wie schmale Lößbrücken belegen.

In Herxheim waren die Bauaktivitäten dagegen wohl erheblich intensiver. Zum einen besteht die Grubenanlage hier aus zwei Grubenringen, zum anderen hängt dies mit der längeren Nutzungszeit der Grubenanlage zusammen, da erste Langgruben wahrscheinlich schon zusammen mit den frühesten Häusern des Platzes in der älteren Bandkeramik angelegt wurden (Abb. 2).

Abb. 2: Luftbild mit eingezeichneter Lage der Grubenanlage und den beiden Grabungsflächen 1996-1998 und 2005-2008

 

Bei zwei gegenüberliegenden Lücken in den Grubenketten des äußeren und des inneren Grubenringes von 4 bis 10 m Breite handelt es sich um von Anfang an geplante und durchgängig frei gelassene Eingänge.
Beim Bau einer Lagerhalle in den 1950er Jahren wurde der äußere Grubenring im Süden unbeobachtet zerstört. Im Südosten der Anlage besteht allerdings im inneren Grubenring eine größer Unterbrechung und der äußere Grubenring setzt hier bis zur Grabungsgrenze der Grabungen von 1996-1998 ganz aus. Es ist bisher unklar, ob es sich dabei tatsächlich um Bereiche handelt, in denen nie Langgruben angelegt wurden, oder ob hier durch Erosion die Grubenanlage über einen längeren Abschnitt zerstört worden ist. Bohrungen auf der nördlichen Seite der Ausfallstrasse belegen, dass hier beide Grubenringe, allerdings sehr dicht beieinander, noch vorhanden sind.
Im Nordwesten lässt sich die Grubenanlage im Anschluss an die Grabungsfläche von 2005-2008 anhand geomagnetischer Messungen noch auf etwa 130m verfolgen, bricht dann aber, nach einem scharfen Knick in Richtung Südwesten, direkt an einem modernen geteerten Weg ab. Mehrere Bohrketten östlich dieses Weges erbrachten lediglich, dass im Übergang zum Auebereich des Schambaches mit erheblichen Kolluvien zu rechnen ist. Hier soll ein Grabungsschnitt im Jahr 2009 Klärung über den weiteren Verlauf der beiden Grubenringe bringen.
Grundsätzlich, und das hat sich für die neue Grabung bestätigt, unterscheiden sich die beiden Grubenringe der Grubenanlage nicht nur hinsichtlich der Zahl an den für Herxheim typischen Konzentrationen aus Menschenknochen, Keramik und anderen Fundgruppen, sondern auch durch die unterschiedlichen Maße bei den einzelnen Langgruben. In der Tendenz sind die Gruben im äußeren Grubenring schmaler und auch weniger stark eingetieft als diejenigen des inneren.
Katja Schmidt konnte in ihrer Arbeit über die Grubenanlage von Herxheim der Grabungen 1996-1998 für den äußeren Grubenring mit einer erhaltenen Länge von 182 m immerhin 40 Langgruben mit einer Länge zwischen 1,60 und 7,60 m und einer Breite von 0,40 bis 2,60 m nachweisen. Damit liegen diese beiden Extremwerte zwar über denen des inneren Grubenringes (0,30 bis 2,40 m), aber im Durchschnitt ist die Breite des äußeren Grubenringes deutlich geringer. Die Tiefe unter Planum 1 schwankt auf der Altgrabung zwischen 2,40 und 0,40 m; allerdings ist zu beachten, dass die Erosion nach Südosten zum Hangfuß deutlich stärker ist und das sowohl was die Breite, als auch was die Tiefe der Langgruben betrifft, hier die geringsten Werte liegen.
Für die Neugrabung konnten für den äußeren Grubenring auf einer Länge von 58 m insgesamt 11 Langgruben rekonstruiert werden. Deren Länge reicht auf Niveau Planum 1 von 2,50 bis 9,50 m, die Breite von 0,85 bis 2,70 m. Das Sohlenniveau variiert um 0,80 m bei absoluten Tiefen von 1,40 bis 2,20 m unter Planum 1. Allerdings gibt es, im Gegensatz zur Altgrabung, kaum größere Versprünge im Sohlenniveau zweier benachbarten Langgruben. Es lassen sich zwei Langgrubentypen unterscheiden: Zum einen schmale Gruben, die sich im Profil spitzgrabenartig verjüngen und häufig leicht gebogen sind und zum anderen breitere, gerade Langgruben mit eher ebener Sohle. Eindeutige Überschneidungen lassen sich aufgrund des homogenen Verfüllungsmaterials kaum nachweisen. Auf der Sohle der Langgruben befinden sich aber in der Regel wenige Zentimeter starke, fast sterile Lößeinfüllungen, die darauf hinweisen, dass die Gruben einen gewisse Zeit lang offen standen.

Fabian Haack

Abb. 3: Der südliche Teil des äußeren Grubenringes der Grabung 2005-2008 mit den einzelnen Langgruben (Blick nach Norden)

 

 

Abb. 4: Zwei Langgruben im äußeren Grubenring auf Niveau Planum 16, die durch eine "Lößbrücke" getrennt sind.

 

Abb. 5: Leicht gebogene, schmale Langgrube im äußeren Grubenring auf Niveau Planum 16.

 

Abb. 6: Umzeichnung des äußeren Grubenringes der Grabung 2005-2008 mit den einzelnen Langgruben

 

Abb. 7: Längsprofil durch den äußeren Grubenring mit den einzelnen Langgruben

 


 



letzte Änderung: 27.02.2017