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DFG-Projekt "Siedlung und Grubenanlage Herxheim b. Landau" |
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Aktuelles
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Bandkeramische Funde aus Herxheim in Straßburg: 10.12.-23.12.2008; Mo-Fr 9-18 Uhr – Eintritt frei Maison Interuniversitaire de Sciences de l´Homme Alsace (MISHA) Eine Reihe der herausragenden jungsteinzeitlichen Funde der beiden Grabungen im „Gewerbegebiet West“ von Herxheim wird zurzeit in einer kleinen Ausstellung in der neuen „Maison Interuniversitaire de Sciences de l´Homme Alsace“ (MISHA) in Straßburg gezeigt. Die Ausstellung wurde von den Mitgliedern des von der DFG geförderten wissenschaftlichen Forschungsprojektes „jungsteinzeitliche Siedlung mit Grubenanlage von Herxheim“ konzipiert und ist ein Gemeinschaftsprojekt der Universität Marc Bloch und der GDKE Rheinland-Pfalz, Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Speyer. Noch bis zum 23.12.2008 ist in der MISHA eine kleine, aber feine Auswahl höchst qualitätvoller Keramik zu sehen, dazu Menschenknochen in unterschiedlichen Fragmentierungszuständen sowie weitere interessante Funde aus der Grubenanlage. Glanzlichter der Ausstellung sind ohne Zweifel die Zusammensetzungen eines Langknochens und eines Schädels aus jeweils zahlreichen Fragmenten, die den hohen Zertrümmerungsgrad der Menschenfunde belegen sowie die originalgetreue Rekonstruktion einer Grubensohle, auf der sich ein regelrechtes „Nest“ aus Kalotten fand. In mehreren Beispielen belegen Schädel und Langknochen mit deutlichen Schnittspuren die gezielte Zerlegung der menschlichen Körper, die in der jungsteinzeitlichen Grubenanlage von Herxheim gefunden wurden.
Die Tafeltexte (deutsche Übersetzungen als Handout) informieren über die Grabungsgeschichte, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte wissenschaftliche Auswertungsprojekt sowie verschiedene Interpretationsansätze für den außergewöhnlichen Befund. Nach neuesten Erkenntnissen zu einer der Konzentrationen von Menschenknochen, freigelegt in der Grabungskampagne 2007 (Konzentration 9), sind die menschlichen Individuen in dieser Konzentration offenbar so zerlegt worden, wie dies auch für Schlachtvieh üblich ist. Feine Schabespuren an diversen Knochen weisen auf die sorgfältige Entfernung allen Fleisches von den Knochen hin, die Zertrümmerung der Langknochen von Armen und Beinen könnte mit der Markgewinnung zusammen hängen. Damit erhebt sich erstmals die Frage kannibalistischer Handlungen im Zusammenhang mit den Ritualen an der Grubenanlage von Herxheim. Kannibalismus hat demnach wohlmöglich im Rahmen einer offenbar hochkomplexen Zeremonie hier eine Rolle gespielt. Neben dieser neuen Hypothese, die aus der äußerst sorgfältigen und differenzierten Analyse der menschlichen Knochen aus Konzentration 9 resultiert, hat aber die These der Zerlegung und Entfleischung der menschlichen Individuen aus rein rituellen Gründen ebenfalls weiterhin Bestand. Den endgültigen Beweis für die Richtigkeit der einen oder anderen Arbeitshypothese wird das Auswertungsteam um Dr. Andrea Zeeb-Lanz von der Direktion Landesarchäologie – Speyer wohl leider schuldig bleiben müssen, denn weder Ritual mit noch Ritual ohne Kannibalismus isthand der archäologischen Hinterlassenschaften aus der Grubenanlage wirklich hieb- und stichfest zu beweisen. Andrea Zeeb-Lanz
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letzte Änderung: 27.02.2017 |